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Als ich ein kleiner Junge war

Von Erich Kästner


Meine persönliche Rezension. Werbung. Keine Kooperation.

 

Wir kennen Erich Kästner als den diplomatischen Schriftsteller mit dem Schalk im Nacken; doch in diesem Buch zeigt er sich von einer ganz anderen Seite, denn in dem Buch wird es sehr persönlich. Er erzählt von seiner Kindheit. Dabei bemerkt man, dass der kleine Junge in manchen Details seinen Figuren aus bekannten Kindheitsbüchern ähnelt. Er hat ein wenig was von Emil aus Emil und die Detektive, aber auch von Anton aus Pünktchen und Anton. Er erzählt in dem Buch von seinen persönlichen Erinnerungen aus der Kindheit, von der Liebe zu seiner Mutter, von dem Wunsch Lehrer zu werden, von den aufregenden Wandertouren und vielem mehr.


Ein gutes Buch und ein Gläschen Wein

Mein Überblick über den heutigen Beitrag:

  1. Geschichtlicher Exkurs: von 1899 - 1914

  2. Über den kleinen Kästner

  3. Als ich ein kleines Mädchen war - über Erinnerungen

  4. Warum Du das Buch unbedingt lesen musst

 
  1. Geschichtlicher Exkurs: von 1899 - 1914

Erich Kästner hat seine Kindheit von 1899 - 1914 erlebt. Er ist 1899 in Dresden geboren. Über seine Erinnerung seiner Kindheit und Jugend, über seine Vorfahren und die Geburt berichtet er in dem Werk. Doch bevor ich detaillierter auf das Buch eingehe, ein kleiner Exkurs in eine Zeit, wo wir noch nicht auf der Welt waren. Mich hat interessiert, was in dieser Zeit, die Menschen bewegt hat und was in der Welt los war, deswegen nehme ich Euch jetzt mit auf eine kleine Zeitreise.


Geschichtlicher Exkurs:

  • 1899 war nicht nur das Geburtsjahr von Erich Kästner, sondern in dem Jahr schreibt Ernst Haeckel auch die wissenschaftliche Abhandlung zur Evolutionstheorie; Königreich Bayern führt als erstes eine Warenhaussteuer ein und der berühmte österreichische Komponist Johann Strauß stirbt. Außerdem wurde der berühmte Eiffelturm zur Pariser Weltausstellung errichtet.

  • 1900: Im Deutschen Reich tritt das BGB & das HGB in Kraft. Zwei bedeutende Gesetzesbücher, die bis heute (mit Änderungen) noch ihren Wert haben.

  • Viele bedeutende Todesfälle sind 1901 passiert: die britische Königin Viktoria und auch der italienische Komponist Verdi haben für immer ihre Augen geschlossen. Aber es kam auch zu besonderen Momente, denn die Schwebebahn in Wuppertal eröffnete - unfassbar, was in der damaligen Zeit schon alles möglich war.

  • 1905: Helene Stöcker gründet in Berlin den "Bund für Mutterschutz". Ziel der Vereinigung ist die Anerkennung nichtehelicher Lebensgemeinschaften, die Gleichstellung unehelicher Kinder und die Streichung des § 218. Rassenhygiene soll als Fach in den Schulen eingeführt werden. Es wurde sogar eine Gesellschaft in Berlin gegründet. Im November wurde der öffentliche Autobusverkehr, ohne Pferde, aufgenommen.

  • Von 1905 - 1907 gab es die Russische Revolution. Die Bevölkerung ist nicht mehr zufrieden mit der zarischen Autorität; doch durch Reformen und Liberalisierungsbemühungen konnte der russische Zar Alexander II. die Bevölkerung besänftigen. Jedoch hatte Russland auch viele Niederlagen in Kauf zu nehmen, u.a. die Niederlage des Krimkrieges, Verlust der dominierenden Stellung in Europa und durch die Industrialisierung verschärften sich die Probleme des Landes - unmoralische Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer, somit wurde eingeführt zum Schutz der Arbeiter 11,5h Gewerkschaftsverbot pro Tag.

  • In Deutschland regierte von 1888 bis 1918 der Kaiser Wilhelm II.

  • Die Mode setzte in den Anfängen der 1900 Jahren noch andere Trends. Kästner spricht es auch in seinem Buch an. Die Damen trugen lange Kleider mit Reifröcken und Hüten. Auch die Bademode war ganz anders, mehr zugeknöpft. Bikinis gab es noch nicht. Die Haut sollte bis zum Knöchel bedeckt sein, insbesondere bei den Ladys. Es gab Reifröcke, die mit Gewichten behängt worden, damit sie im Wasser nicht Hochrutschen. Matrosenanzüge für Damen und Herren mit Hosen, die auch bis zum Knöchel reichen. Jedoch saugten sich die Kostüme aus Leinen, Wolle und Seide schnell mit Wasser voll und werden schwer. Es kam öfters zu Badeunfälle, deswegen hat sich die damalige Bademode nicht durchgesetzt.

  • 1910: Machten sich Bauarbeiter ordentlich Luft und gingen auf die Straße. Sie forderten lokale Tarifverträge, Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung. Es folgten weitere Streiks im Jahr, wo es auch Verletzte und Tote gab. Die damaligen Arbeitsbedingungen waren alles andere als menschenfreundlich. Es war eine reinste Qual: mehr als 10h Arbeit, keine Schutzkleidung und Kinderarbeit war normal gewesen in dieser Zeit. Bis 1919 hat es gedauert, dass die Arbeiter ihre Bedingungen durchgesetzt bekommen.

  • 1914 begann der erste Weltkrieg. Nach dem Attentat auf den österreichischen - ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand (Attentat auf Sarajevo).

 

2. Über den kleinen Kästner

In der Autobiographie von Erich Kästner erzählt er ausschließlich nur über seine Kindheit und Jugend, sowie über seine Vorfahren und gibt einen Einblick über historische Geschehnisse in Dresden und Deutschland in der Zeit, wo er Kind war. Außerdem beschreibt er seine Heimat sehr ausführlich - eine kleine Liebeshommage an Dresden. Beginnen tut Kästner natürlich mit seinen Vorfahren, besonders über seine Mutter und die Verwandtschaft der Mutter berichtet er gerne. Über seine innige Liebe zur Mutter wird man als Leser von Beginn an drauf aufmerksam gemacht. Seine Mutter ist die Hauptproganistin im Buch neben dem kleinen Kästner. Nach dem er über seine Vorfahren berichtet, erzählt er über seine Geburt und dann beginnt die eigentliche Geschichte über den kleinen Jungen Erich; der gerne und viel wandern war, unbedingt Lehrer werden wollte, seiner Mutter viel hilfte und zuschaute als sie als Friseurin tätig war, ihr das Fahrrad fahren bei brachte, sehr fleißig in der Schule war sowie gerne im Garten seines Onkels auf einer Mauer saß und auf die Stadt schaute. Manchmal wird es auch richtig spannend, als es um eine Braut geht, die von seiner Mutter frisiert werden wollte und es sich heraus stellte, dass sie eine Betrügerin war, sie auf den Kosten sitzen blieben und dann die Verfolgungsjagd aufnahmen, die Frau zu finden; oder über seine ersten Klettererfahrungen in der Sächsischen Schweiz. Aber ich möchte auch nicht zu viel verraten ...

Das Buch gibt einen entzückenden Einblick über Kästners Kindheit, die heiter war. Enden tut die Autobiographie mit dem Beginn des ersten Weltkrieges; doch hin und wieder schwappt er auch über die Zeit hinaus und berichtet auch über den Anblick Dresdens nach dem zweiten Weltkrieg. Dies sind eher die düsteren Momente des Werkes - doch auch diese gehören in einer Autobiographie dazu.

 

3. Als ich ein kleines Mädchen war - über Erinnerungen


"Es gibt Erinnerungen, die man, wie einen Schatz in Kriegszeiten, so gut vergräbt, dass man selber sie nicht wiederfindet. Und es gibt andere Erinnerungen, die man wie Glückspfennige immer bei sich trägt. Sie haben ihren Wert nur für uns. [...] Zwischen unseren Erinnerungen und fremden Ohren sind mancherlei Missverständnisse möglich." von Erich Kästner (aus "Als ich ein kleiner Junge war " - S.185)

Wie er Recht hat, der liebe Erich. Es gibt Erinnerungen, die uns gut im Gedächtnis bleiben, aber es gibt auch Erinnerungen an die man sich, so sehr man sich bemüht daran zu erinnern, einfach vergessen hat. Ich weiß noch, dass es in meiner Klasse in der Grundschule ein Zwillingspärchen gab. Es waren Mädchen mit langen Haaren; doch an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern; nicht an die Namen, an das weitere Aussehen; ich weiß nur dass sie weggezogen sind, aber wohin weiß ich auch nicht mehr. Ein guter Freund, der mit mir in der Realschule war, hatte mir auch einen Namen genannt, der angeblich in unserer Klasse war, aber an den ich mich nicht mehr erinnern kann - in der Erinnerung meines Kumpels ist er aber noch ein Pfennig, in meiner ist dieser Pfennig verloren gegangen, ich kann mich einfach nicht mehr erinnern. So ging es auch Erich, der sich, z.B. an einen ehemaligen Spielgefährte der Kindheit nicht mehr erinnern konnte, an seinem Namen usw.

Ja, so ist das mit unseren Erinnerungen und mit manchen brauchen wir auch einfach "Geduld", denn mit der Zeit brauchen wir halt länger um uns an manches Detail zu erinnern, sowie Kästner in seiner Autobiographie es beschreibt, dabei rasen die Jahre und Jahrzehnte so an uns vorbei, was bleibt sind unsere Erinnerungen.


Auch ich habe noch viele Erinnerungen an meine Kindheit; manche sind noch so bunt und greifbar, andere wiederum verblasst, dabei ist meine Kindheit noch nicht so lange her, als Erich seine Autobiographie über seine Kindheit schrieb. Wie werden wohl meine Erinnerungen an meine Kindheit sein, wenn ich so alt bin wie er, als er das Buch schrieb? Auch wenn ich in einem ganz anderen Zeitalter aufgewachsen bin als er, gibt es ein paar Gemeinsamkeiten unserer Kindheit.


  • Kästner ist als Kind mit seiner Mutter oft wandern gegangen. Ich bin mit meinen Großeltern als Kind auch oft wandern gewesen in der Oberlausitz und in der Sächsischen Schweiz, wo auch Erich mit seiner Mutter unterwegs war.

  • Erich hatte noch gute Erinnerungen an seine Einschulung; wie aufgeregt und stolz er an dem Tag war und sich freute endlich zur Schule zu gehen. Außerdem war seine Schultüte und sein Ranzen größer als er - ja so war es auch bei mir; ich konnte sie kaum tragen so groß und schwer war sie und voller Stolz und Vorfreude war ich auch.

  • Erich erzählt, dass ein großes Problem war ihn wach zu bekommen; auch meine Eltern hatten da, mit mir zu kämpfen.

  • Sein erstes Babyfoto, daran kann er sich natürlich nicht mehr erinnern, sondern nur an das Bild und an die Erzählungen. Damals war es etwas ganz besonderes ein Foto vom Fotografen. Eine wunderschöne Erinnerung. Heute sind Bilder schon fast so schnelllebig wie die Zeit und die Jahre. Als ich Baby war, hatten Bilder auch noch einen höheren Stellenwert, doch hat man auch selbst ohne Fotograf posiert: ich auf dem Sofa bei meiner Großtante und Großonkel mit breitem Grinsen und bunten Strampler. Kästner auf ein Eisbärenfell ganz klassisch wie es damals üblich war.

  • Erich Kästner kam aus einfachen Verhältnissen und oft mussten sie sparen, um sich etwas gutes leisten zu können. Auch meine Eltern sparten für Reisen, Geschenke und co.

 

4. Warum Du das Buch unbedingt lesen musst

  • Erich Kästner erzählt mit Witz und Charme über seine Kindheit und seine Vorfahren. Dabei kommt der ein oder andere freche Spruch über die Lippen und gerne nimmt er sich und seine Vorfahren auf die Schippe. Ein Buch wo man viel am Lachen und Schmunzeln ist.

  • Der sympathische Schreibstil von Erich Kästner, mit einem Hauch Frechheit und einer Brise Humor.

  • Erich Kästner erzählt nicht nur über sich und seine Familie, sondern gibt immer wieder einen historischen Einblick, was war in der Zeit modern, wer war an der Macht, worüber haben die Leute geredet, ... - ein guter Einblick in eine Zeit, wo wir noch nicht gelebt haben. Das Buch ist auch gut für den Unterricht geeignet.

  • Kästner beschreibt seine Heimat Dresden sehr ausführlich, man kann sich gut vorstellen, wie es damals aussah.

  • Auch wenn Kästner in einer ganz anderen Zeit gelebt hat, hat man das Gefühl dass man sich im Buch selbst befindet, denn manche Erlebnisse kennt doch jeder. Die Liebe zu den Eltern, die Abende in der Familie, die heiter aber auch manchmal anstrengend sein können, Erinnerungen, die wir gerne im Gedächtnis haben, aber dann gibt es auch diese, die man gerne vergessen möchte und andere wiederum vergisst man wirklich.

  • Das Buch ist neutral geschrieben, dass es sowohl Kinder/Jugendliche ab 8 Jahren, aber auch Erwachsene lesen können.

  • Kästner gibt einen sehr privaten und intimen Einblick in seine Kindheit und zu seiner Liebe zu seiner Mutter.

  • Trotzdem das Buch in einer anderen Zeit geschrieben wurde und auch von einer historischen Zeit berichtet, ist es immer noch lesenswert und modern.

 

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